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Koordinatentransformation

Bahnebene

Der Bezug ist der Schnittpunkt Ekliptik/Bahnebene. Vorher war es mit der wahren Anomalie $\nu$ das Perihel. Man bewegt sich in der Bahnebene des Himmelsobjekts. Es gilt:

$$\begin{align} x &= r \cdot \cos(u) \\ y &= r \cdot \sin(u) \\ z &= 0\end{align}\tag{1}$$ $u$ ist das Argument der Breite mit $u = \nu + \omega $. aus dem Abschnitt über die Kegelschnitte.

$i$ = Inklination, Bahnneigung der Bahnebene zur Ekliptik
$\Omega$ = Knotenlänge, Länge des Schnittpunkts Bahnebene/Ekliptik vom Frühlingspunkt gemessen. Der Winkel liegt in der Ekliptik.
$\omega$ = Länge vom aufsteigenden Knoten zum Perihel, dieser Winkel liegt in der Bahnebene.
$\varpi = \Omega + \omega$ = Perihellänge, gemessen vom Frühlingspunkt zum Perihel. Der Winkel liegt in zwei verschiedenen Ebenen und ist deshalb ein unechter oder gebrochener Winkel.
Zu den genannten Winkeln siehe Bahnelemente.

Heliozentrische Koordinaten

Die Bahnebene wird über die Inklination $i$ in die Ekliptik gekippt und dann um die Knotenlänge $\Omega$ zum Frühlingspunkt gedreht. Das ist der neue Bezugspunkt im System.

Heliozentrische ekliptikale KoordinatenAbb. 1

\[\begin{align} \cos(l)\cdot\cos(b) &=\, x = \cos(u)\cdot\cos(\Omega) - \sin(u)\cdot\cos(i)\cdot\sin(\Omega) \\ \sin(l)\cdot\cos(b) &=\, y = \cos(u)\cdot\sin(\Omega) + \sin(u)\cdot\cos(i)\cdot\cos(\Omega) \\ \sin(b) &=\, z = \sin(u)\cdot\sin(i) \end{align}\tag{2}\]

Die Auflösung der karthesischen Koordinaten erfolgt im Abschnitt über sphärische Koordinaten. Man erhält die heliozentrisch ekliptikalen Koordinaten $l$ (Länge) und $b$ (Breite).

Geozentrische Koordinaten

ekliptikal

An dieser Stelle wird die Sichtlinie von der Sonne aus zur Erde verschoben. Man bleibt in der Ekliptik. $L$, $B$ und $R$ sind die heliozentrisch ekliptikalen Koordinaten der Erde. Der Frühlingspunkt bleibt Bezugspunkt.

Geozentrische ekliptikale KoordinatenAbb. 2

\[\begin{align} \Delta\cdot\cos(\lambda)\cdot\cos(\beta) &=\, x = r\cdot\cos(l)\cdot\cos(b) - R\cdot\cos(L)\cdot\cos(B) \\ \Delta\cdot\sin(\lambda)\cdot\cos(\beta) &=\, y = r\cdot\sin(l)\cdot\cos(b) - R\cdot\sin(L)\cdot\cos(B) \\ \Delta\cdot\sin(\beta) &=\, z = r\cdot\sin(b) - R\cdot\sin(B) \end{align}\tag{3}\]

Die Auflösung der karthesischen Koordinaten erfolgt im Abschnitt über sphärische Koordinaten. Man erhält die geozentrisch ekliptikalen Koordinaten $\lambda$ (Länge), $\beta$ (Breite) und die geozentrische Distanz $\Delta$ des Himmelsobjekts zur Erde.

äquatorial

Mit dem äquatorialen Koordinaten wechselt man in ein rotierendes System. Dazu muss die Ekliptikschiefe $\varepsilon$ eingeführt werden, denn um die wird die Eklipitikebene in das äquatoriale System gekippt. Der Frühlingspunkt bleibt Bezugspunkt.

Für die Epoche $J2000$ gilt: $\varepsilon = 23^\circ 26'21\overset{''}{.}448 = 23\overset{\circ}{.}43929111$. Mehr dazu hier.

Geozentrische äquatoriale KoordinatenAbb. 3

\[\begin{align} \cos(\delta)\cdot \cos (\alpha) &=\, x = \cos(\beta)\cdot\cos(\lambda) \\ \cos(\delta)\cdot\sin(\alpha) &=\, y = \cos(\beta)\cdot\sin(\lambda)\cdot\cos(\varepsilon) - \sin(\beta)\cdot\sin(\varepsilon) \\ \sin(\delta) &=\, z = \cos(\beta)\cdot\sin(\lambda)\cdot\sin(\varepsilon) + \sin(\beta)\cdot\cos(\varepsilon) \end{align}\tag{4}\]

Die Auflösung der karthesischen Koordinaten erfolgt im Abschnitt über sphärische Koordinaten. Man erhält die geozentrisch äquatorialen Koordinaten $\alpha$ (Länge, Rektaszension) und $\delta$ (Breite, Deklination) des Himmelsobjekts zur Erde.

Für die parktische Berechnung der Rektaszension $\alpha$ kann man die 2. Gleichung durch die 1. Gleichung dividieren und erhält dann

\(\begin{align} \frac{\cos(\delta)\cdot\sin(\alpha)}{\cos(\delta)\cdot\cos(\alpha)} &= \frac{\cos(\beta)\cdot\sin(\lambda)\cdot\cos(\varepsilon) - \sin(\beta)\cdot\sin(\varepsilon)}{\cos(\beta)\cdot \cos(\lambda)}\\ \tan(\alpha) &= \frac{\sin(\lambda)\cdot\cos(\varepsilon) - \tan(\beta)\cdot\sin(\varepsilon)}{\cos(\lambda)} \end{align}\tag{5}\)

Bei der Berechnung von $\alpha$ kann dann die arctan2-Funktion verwendet werden, um $\alpha$ im korrekten Quadranten zu erhalten.

Die Rektaszension wird in Stunden (z.B. $17^h\;58^m\;33\overset{s}{.}423$) angegeben. $\alpha$ muss anschließend für die Ausgabe durch $15\frac{\circ}{h}$ geteilt werden. Für die Berechnung verbleibt $\alpha$ in Grad.

topozentrisch

Hier wird wieder die Sichtlinie von dem Erdmittelpunkt an die Erdoberfläche verschoben. Der geozentrische Abstand $\rho$ berücksichtigt die Abplattung des Erdkörpers.

Topozentrische KoordinatenAbb. 4

\[\begin{align} \Delta'\cdot\cos(\alpha')\cdot\cos(\delta') &= x = \Delta\cdot\cos(\alpha)\cdot\cos(\delta) - \rho\cdot\cos(\theta)\cdot\cos(\beta_0) \\ \Delta'\cdot\sin(\alpha')\cdot\cos(\delta') &= y = \Delta\cdot\sin(\alpha)\cdot\cos(\delta) - \rho\cdot\sin(\theta)\cdot\cos(\beta_0) \\ \Delta'\cdot\sin(\delta') &= z = \Delta\cdot\sin(\delta) - \rho\cdot\sin(\beta_0) \end{align}\tag{6}\]

Die Auflösung der karthesischen Koordinaten erfolgt im Abschnitt über sphärische Koordinaten. Man erhält die topozentrische äquatoriale Länge $\alpha'$ und Breite $\delta'$, sowie die topozentrische Distanz $\Delta'$ des Himmelsobjekts zum Beobachter.

Horizontale/Azimutale Koordinaten

In diesem Abschnitt wechselt man endgültig ist das bürgerliche System, das man als Beobachter kennt.

Topozentrische HorizontalkoordinatenAbb. 5

\[\begin{align} \cos(h)\cdot\cos(A) &= x =\cos(\delta')\cdot\cos(\theta - \alpha')\cdot\sin(\beta_0) - \sin(\delta')\cdot\cos(\beta_0) \\ \cos(h)\cdot\sin(A) &= y = \cos(\delta')\cdot\sin(\theta - \alpha') \\ \sin(h) &= z = \cos(\delta')\cdot\cos(\theta - \alpha')\cdot\cos(\beta_0) + \sin(\delta')\cdot\sin(\beta_0) \end{align}\tag{7}\]

Die Auflösung der karthesischen Koordinaten erfolgt im Abschnitt über sphärische Koordinaten. Man erhält die azimutalen oder horizontalen Koordinaten $A$ (Azimut) und $h$ (Höhe).

Von welchem Punkt an wird der Azimut gerechnet?

William Chauvenet schrieb in seinem Manual of Spherical and Practical Astronomy: „Der Ursprung, von dem aus Azimute berechnet werden, ist willkürlich; ebenso ist die Richtung, in der sie berechnet werden; aber Astronomen nehmen normalerweise den Südpunkt des Horizonts als Ursprung an, […] Navigatoren rechnen jedoch normalerweise mit dem Azimut vom Nord- oder Südpunkt, je nachdem, ob sie sich auf nördlicher oder südlicher Breite befinden.

Simon Newcomb schrieb in seinem Kompendium der sphärischen Astronomie: „In der Praxis wird der Azimut entweder vom Nord- oder vom Südpunkt aus und in beide Richtungen, Ost oder West, gemessen.“ – dieser große kanadische Astronom hatte also keine bestimmte Präferenz.

Es wird darauf hingewiesen, dass auf diesen Seiten der Azimut vom Südpunkt des Meridians in Richtung West gerechnet wird. In den verschiedenen Astronomie-Programmen ist es nicht immer einheitlich, von welchem Punkt an der Azimut gerechnet wird. Meistens gibt es eine Einstellmöglichkeit, mit der man den Ausgangspunkt festlegen kann.

Baryzentrum

Das Baryzentrum ist nichts anderes als der Schwerpunkt eines Systems. Dieser fällt in der Regel nicht mit dem Massenmittelpunkt zusammen. Dies ist für das Erde - Mond System, das Pluto - Charon System und dem Sonnensystem selbst wichtig. Tatsächlich rotiert man um den Schwerpunkt, nicht um den Mittelpunkt.

Baryzentrum Erde/Mond und Pluto/CharonAbb. 6

\[\begin{align} r_B \cdot \cos(b_B) \cdot \cos(l_B) &= x = r \cdot \cos(b) \cdot \cos(l) - G \cdot \cos(B) \cdot \cos(L) \\ r_B \cdot \cos(b_B) \cdot \sin(l_B) &= y = r \cdot \cos(b) \cdot \sin(l) - G \cdot \cos(B) \cdot \sin(L) \\ r_B \cdot \sin(b_B) &= z = r \cdot \sin(b) - G \cdot \sin(B) \end{align}\tag{8}\]

Mittlere Schiefe der Ekliptik

Nach Jacques Laskar erhält man die mittlere Schiefe der Ekliptik $\varepsilon_{0}$ über einen Zeitraum von $J2000 \pm 10000$ Jahren mit dem folgenden Polynom. Dabei ist der Parameter $u = \frac{T}{100}$ oder

$$u = \frac{JD - 2451545.0}{3652500}\tag{9}$$

\[\begin{align} \varepsilon_{0} =&+ 84381\overset{''}{.}448 - 4680\overset{''}{.}93\cdot u\\ &- 1\overset{''}{.}55\cdot u^2 + 1999\overset{''}{.}25\cdot u^3\\ &- 51\overset{''}{.}38\cdot u^4 - 249\overset{''}{.}67\cdot u^5\\ &- 39\overset{''}{.}05\cdot u^6 + 7\overset{''}{.}12\cdot u^7\\ &+ 27\overset{''}{.}87\cdot u^8 + 5\overset{''}{.}79\cdot u^9\\ &+ 2\overset{''}{.}45\cdot u^{10} \end{align}\tag{10}\]

Man beachte hier die Angabe von $\varepsilon_{0}$ in Bogensekunden, man muss noch durch $3600$ teilen, um Grad zu erhalten. Die Genauigkeit dieses Ausdrucks wird vom Autor mit $0\overset{''}{.}01$ für $J2000 \pm 1000$ Jahren (d. h. zwischen 1000 und 3000 n.Chr.) und auf einige Bogensekunden nach $J2000 \pm 10000$ Jahren angegeben.

Abb. 7: Mittlere Schiefe der Ekliptik im Laufe der Jahrtausende

Die Abb.7 zeigt die Variation von $\varepsilon_0$ von 10.000 Jahren zu beiden Seiten des Jahres 2000 n.Chr. Nach Laskars Formel war die Neigung der Erdachse im Laufe des Jahres $-7530$ maximal ($24^{\circ}14'0''$), um etwa $+12030$ wird ein Minimum ($22^{\circ}36'4''$) erreicht. Durch reinen Zufall befinden wir uns derzeit etwa auf halbem Weg zwischen diesen Extremwerten, etwa in der Mitte der Kurve in der Abbildung. Hier ist der Graph nahezu linear; aus diesem Grund ist in der Formel der Koeffizient von $u^2$ sehr klein.

Legende

$l,b,r$ = heliozentrisch - ekliptikale Koordinaten des Planeten
$l_B,b_B,r_B$ = baryzentrisch - ekliptikale Koordinaten des Planeten
$L,B,R$ = heliozentrisch - ekliptikale Koordinaten des Baryzentrums oder der Sonne
$\tau$ = Stundenwinkel des Objekts = Winkel seit dem Meridiandurchgang
$\theta$ = lokale Sternzeit des Beobachter in Grad, siehe Abschnitt Sternzeit. Es gilt: $\tau = \theta - \alpha'$
$\alpha,\delta$ = geozentrische äquatoriale Koordinaten des Himmelsobjekts
$\alpha',\delta',r'$ = topozentrische äquatoriale Koordinaten des Himmelsobjekts
$\lambda_0,\beta_0$ = geographische Länge und Breite
$R_E$ = Erdradius, siehe das Kapitel über die Wichtige Konstanten.
$\rho$ = geozentrischer Abstand des Beobachters ($\neq R_E$)
$\Delta$ = geozentrischer Abstand des Planeten
$M$ = Erdmittelpunkt
$\varepsilon,\varepsilon_0$ = Schiefe der Ekliptik